Montag, 24. März 2014

Textspickerle aus dem Prolog DUNKLE HERZEN

Hallo meine Lieben,

wie versprochen könnt ihr heute einen allerersten Blick in das E-Short "Dunkle Herzen" werfen. Im Anschluss findet ihr einen kurzen Textauszug aus dem Prolog.

Los geht´s; ich wünsche Euch viel Spaß.


Massachusetts, 29. September 1722

Nach dem Verlassen der Höhle hatten sie sich getrennt. Jeder war ab jetzt auf sich allein gestellt.
Willeam rannte den steilen Hang hinab. Immer wieder peitschten ihm Äste gegen Brust und Beine, doch er achtete nicht darauf. Hastig setzte er einen Fuß vor den anderen. Er musste den Abhang hinter sich lassen, das war alles, was im Moment zählte. Seine Hand umklammerte den nächsten erreichbaren Ast, der ihm Halt geben sollte.
Ohne Vorwarnung zersplitterte das morsche Holz zwischen Willeams Fingern. Sekunden später gab auch der feuchte Waldboden unter seinem Gewicht nach und er geriet ins Rutschen. Ein Sturz war nicht mehr aufzuhalten. Instinktiv legte er im Fallen schützend die Arme um seinen Kopf, bevor er in halsbrecherischer Geschwindigkeit den Hang hinunterrollte. Immer wieder spürte er Steine, Äste und zwischendurch auch einen Baumstumpf, die ihm gegen den Leib schlugen. Dann endlich hatte er das Ende der Böschung erreicht. Das unkontrollierte Drehen hatte aufgehört, dafür überkam ihn nun der Schmerz.
Willeam lag auf dem Rücken. Zögernd sog er die erdig riechende Luft ein. Das Atmen tat zwar höllisch weh, aber wenigstens konnte er ausreichend Luft in seine Lungen pumpen. Arme und Beine ließen sich ebenfalls bewegen. Benommen blinzelte er in das herbstlich warme Sonnenlicht zwischen den Baumwipfeln. Er hörte Vögel zwitschern und ein leises Rascheln im Laub. Vielleicht eine Maus oder ein Grauhörnchen auf der Suche nach Eicheln. Alles um ihn herum schien friedlich, bis auf den Schmerz, der in regelmäßigen Wellen durch seinen Leib jagte. Willeam konzentrierte sich auf das, was in den letzten Augenblicken geschehen war. Er war gestürzt, doch so, wie es sich anfühlte, hatte er sich nichts gebrochen. Sein Körper verlangte nach Ruhe, aber er musste weiter. Obwohl jede Bewegung scheußlich weh tat, zwang er sich mit einem leisen Stöhnen auf die Beine, um seine Umgebung nach möglichen Verfolgern abzusuchen.
In der Ferne schälten sich die schemenhaften Umrisse eines Reiters aus dem feinen Nebel, der vom Waldboden aufstieg.
»Bitte, lass es Colum sein«, flüsterte er, während er hinter einem mächtigen Wacholderbusch in Deckung ging.