Dienstag, 2. Juni 2015

Textspickerle 1 - Ruf des Schicksals

Hallo meine Lieben,

ich hatte es euch bereits versprochen - das erste Textspickerle zu Band 2 RUF DES SCHICKSALS der Historical-Romance-Saga Das Lächeln des Falken.

Viel Spaß damit und ich hoffe, euch gefällt´s.

Auszug Kapitel 2:

»Da, rechts von uns siehst du die Oper«, erklärte Jacque.
Meine Augen folgten seinem ausgestreckten Zeigefinger, der auf ein prunkvolles Gebäude mit einem imposanten Säulengang deutete. Allerdings konnte ich für die baulichen Meisterwerke dieser Stadt momentan nur ein überschaubares Interesse aufbringen. Denn da gab es ein paar Dinge, die mich wesentlich mehr interessierten und die betrafen ausnahmslos Jacque.
Ich legte meinen Kopf an seine Schulter.
»Der Mann im Handelshaus ... der uns zur Kutsche gebracht hat ...«
»Was ist mit ihm?«
»Mit ihm ist nichts, aber er hat dich Monsieur le Vicomte genannt, und ich frage mich, warum er das getan hat. Wenn mich nicht alles täuscht, setzt dieser Titel eine adlige Abstammung voraus.«
Jacque starrte auf seinen speckigen Lederdreispitz, den er zwischen den Händen drehte. »Daher weht also der Wind.«
»Nein, Jacque Phillippe Ferrier«, rief ich energisch und nahm ihm den Hut weg. »Ich möchte lediglich wissen, warum er dich mit einem offiziellen Titel angesprochen hat.«
Jacque hob in einer sich ergebenden Geste die Arme in die Höhe. »Ich bekenne mich schuldig, Madame. Der gute Mann hat das aus einem einfachen Grund getan, weil ich der Vicomte de Montreaux bin. Der Siebte, um genau zu sein.« Jaque klaute mir mit einer schnellen Handbewegung den Dreispitz und stand auf. Dann stellte er sich vor mich und verbeugte sich so huldvoll, wie es das Schaukeln der Kutsche eben zuließ, und fügte hinzu: »Und stets zu Euren Diensten, Teuerste.«
Ich traute meinen Ohren nicht.
»Jacque, wir waren über zwei Monate zusammen auf einem Schiff und haben dabei nicht nur die gleiche Kabine, sondern auch dasselbe Bett geteilt, und da hältst du es nicht für notwendig, mir das zu sagen?«, fragte ich empört.
»Nein«, entgegnete Jacque derart beiläufig, dass ich es als Provokation empfand.
Die Kutsche erreichte das untere Ende des Le Cours. Im Schatten haushoher Platanen und Kastanienbäume flanierte die feine Marseiller Gesellschaft in provenzalischer Gelassenheit, während wir uns im Schritttempo durch die verstopften Straßen kämpften.
»Und wenn du die Syphilis gehabt hättest, hättest du mir das wohl auch verschwiegen«, rief ich zornig.
»Erstens hatte ich keine Syphilis, wie du genau weißt.« Jacque wurde nun ebenfalls laut. »Zweitens habe ich dich gerettet! Somit schulde ich dir nicht einmal den Hauch einer Erklärung, was mich und mein Leben betrifft, und drittens ...«
»Und drittens bist du ein heimtückischer Schuft, Jacque Ferrier, ob du nun Vicomte bist oder nicht.«
»Falsch! Und drittens bitte ich dich, nicht so zu schreien.« Er nickte zum Fenster, vor dem sich eine ansehnliche Menschenmenge versammelt hatte und höchst neugierig unser Streitgespräch verfolgte. »Die Leute beobachten uns.«
Ich nahm die Lautstärke zurück, aber meine Wut war ungebremst. »Laut Gisbert stehst du doch ohnehin schon unter Beobachtung, zumindest was das Heiraten angelangt.«
Jacque zog die Vorhänge der beiden Fenster zu, die neugierigen Passanten verschwanden aus unserem Blickfeld und mit ihnen die mondänen Geschäfte und prächtigen Stadthäuser, die den Boulevard säumten. Jacque packte mich fest bei den Schultern.
»Vielleicht rufst du dir in dein hübsches Köpfchen, dass du diejenige warst, die sich geweigert hat. Oh, Gwen, ich hätte mir nichts mehr gewünscht, als dich als meine Vicomtesse an meiner Seite. Und ich ...

Fortsetzung folgt!!!