Samstag, 3. Mai 2014

5. Literarisches Betthupferle als Morgengruß


Vielleicht hat es der eine oder andere bemerkt, aber die letzten beiden Abende ist das literarische Betthupferle einfach zu Gunsten der Lesung bei Sternmuts-Literatur-Bunt auf der Strecke geblieben. Als ich am Donnerstag nach der Lesung gegen 22.30 Uhr wieder nach Hause gekommen bin, war ich einfach nur super glücklich und zufrieden und ziemlich platt. Heute Abend wird das nachgeholt. Ich wünsche euch viel Spaß mit dem ersten literarischen Betthupferle, das auch gut zu einer Tasse Kaffee passt.



Auszug aus dem Buch:


Im Aufstehen zog er mich von meinem Stuhl hoch, um mich gleich darauf fest in die Arme zu schließen. Trotz der Gefahr, in der wir uns befanden, ließ seine Nähe die Angst der letzten Tage und Stunden von mir abfallen. Der Gedanke an eine Umkehr hatte mich beunruhigt. Nun, nachdem meine Geschichte erzählt war, breitete sich Ruhe in mir aus, die sich wie warmer Honig auf meine Seele legte. Eine Welle puren Glücks erfasste mich. Mit einem Mal war ich mir sicher, dass ich das europäische Festland unbeschadet erreichen würde. Und noch ein Gefühl formierte sich in mir: Ich wollte Jaque spüren und ich wollte zulassen, dass er mich berührte. Ich war der See der Leidenschaft und er der ungebändigte Strom, der in speiste. Meine Lider schlossen sich, und meine Lippen suchten seinen Mund. Wir küssten uns zärtlich und lange genug, damit meine Hände ihren Weg unter sein Hemd finden konnten. Meine Fingerkuppen berührten die weiche Haut seiner Lenden und die Narbe, die sich über seinen Leib zog. Sie wanderten weiter nach oben. Ich fühlte seine feste breite Brust unter meinen Handflächen, die er in dem Moment anspannte, als meine Daumen seine Brustwarzen sanft zu umkreisen begannen.
Jaque legte seine  Hände auf meine und hielt sie an Ort und Stelle fest, danach löste er seine Lippen von meinem Mund. »Nicht«, flüsterte er. »Ich denke es ist besser, wenn wir damit aufhören.«
Ich sah ihn verständnislos an. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
»Ganz im Gegenteil.« Jaque schüttelte den Kopf. »Aber ich will vermeiden, dass etwas zwischen uns geschieht, das du bereuen würdest.«
»Ich verstehe nicht …«
Er holte meine Hände unter seinem Hemd hervor und ließ sie los. »Gwen, ich bin ein Mann, und ich möchte dich zu nichts zwingen …«
»Das weiß ich.«
»… was du mit mir tust, weckt in mir das Verlangen nach deiner  körperlichen Nähe. Nähe, zu der du vielleicht gar nicht bereit bist. Außerdem weiß keiner von uns, was die Zukunft bringt. Und am Ende soll sich keiner von uns benutzt fühlen.«
Benutzt war ein schreckliches Wort.
Ich biss mir auf die Lippe, denn ein schmerzvoller Gedanke nahm in meinem Kopf Gestalt an. Starr blickte ich auf die Planken, damit Jaque nicht bemerkte, wie nahe ich den Tränen war. Den Rest an Beherrschung, der mir geblieben war, legte ich in die Festigkeit meiner Stimme. »Es gibt eine Frau in deinem Leben«, stellte ich leise fest.
Jaque schloss mich in die Arme. »Ja, die gibt es«, drang seine Antwort bohrend wie eine Speerspitze in mein Herz.
Wie konnte ich nur so naiv sein und annehmen, dass ein Mann wie er ungebunden war? Instinktiv wollte ich mich von ihm lösen, doch er hielt mich fest, während er unbeirrt weitersprach: »Sie ist burschikos, blond und ich halte sie in meinen Armen.«
Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er mich meinte. Erleichtert schmiegte ich mich an ihn. »Lass sie bitte nie wieder los«, flüsterte ich.
»Auch auf die Gefahr hin, dass du mich für unromantisch hältst, genau das werde ich jetzt tun, denn ich bin hundemüde«, entgegnete er. »Heute war ein anstrengender Tag und ich brauche dringend ein paar Stunden Ruhe. Angenehme Träume, Gwen«, sagte er, küsste mich auf die Wange und steuerte auf die lange Polsterbank zu. Auf dem Weg zu seiner Schlafstatt löschte er die Lampen.
Ich schlüpfte eilig ins Bett, bevor ich im Dunkeln stand.