Vielleicht hat es
der eine oder andere bemerkt, aber die letzten beiden Abende ist das
literarische Betthupferle einfach zu Gunsten der Lesung bei
Sternmuts-Literatur-Bunt auf der Strecke geblieben. Als ich am Donnerstag nach der Lesung
gegen 22.30 Uhr wieder nach Hause gekommen bin, war ich einfach nur super
glücklich und zufrieden und ziemlich platt. Heute Abend wird das nachgeholt.
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem ersten literarischen Betthupferle, das auch gut zu einer Tasse Kaffee passt.
Auszug aus dem
Buch:
Im Aufstehen zog er
mich von meinem Stuhl hoch, um mich gleich darauf fest in die Arme zu
schließen. Trotz der Gefahr, in der wir uns befanden, ließ seine Nähe die Angst
der letzten Tage und Stunden von mir abfallen. Der Gedanke an eine Umkehr hatte
mich beunruhigt. Nun, nachdem meine Geschichte erzählt war, breitete sich Ruhe
in mir aus, die sich wie warmer Honig auf meine Seele legte. Eine Welle puren
Glücks erfasste mich. Mit einem Mal war ich mir sicher, dass ich das
europäische Festland unbeschadet erreichen würde. Und noch ein Gefühl formierte
sich in mir: Ich wollte Jaque spüren und ich wollte zulassen, dass er mich
berührte. Ich war der See der Leidenschaft und er der ungebändigte Strom, der
in speiste. Meine Lider schlossen sich, und meine Lippen suchten seinen Mund.
Wir küssten uns zärtlich und lange genug, damit meine Hände ihren Weg unter
sein Hemd finden konnten. Meine Fingerkuppen berührten die weiche Haut seiner
Lenden und die Narbe, die sich über seinen Leib zog. Sie wanderten weiter nach
oben. Ich fühlte seine feste breite Brust unter meinen Handflächen, die er in
dem Moment anspannte, als meine Daumen seine Brustwarzen sanft zu umkreisen
begannen.
Jaque legte
seine Hände auf meine und hielt sie an
Ort und Stelle fest, danach löste er seine Lippen von meinem Mund. »Nicht«,
flüsterte er. »Ich denke es ist besser, wenn wir damit aufhören.«
Ich sah ihn
verständnislos an. »Habe ich etwas falsch
gemacht?«
»Ganz im
Gegenteil.« Jaque schüttelte den Kopf. »Aber ich will vermeiden, dass etwas
zwischen uns geschieht, das du bereuen würdest.«
»Ich verstehe nicht
…«
Er holte meine
Hände unter seinem Hemd hervor und ließ sie los. »Gwen, ich bin ein Mann, und
ich möchte dich zu nichts zwingen …«
»Das weiß ich.«
»… was du mit mir
tust, weckt in mir das Verlangen nach deiner
körperlichen Nähe. Nähe, zu der du vielleicht gar nicht bereit bist.
Außerdem weiß keiner von uns, was die Zukunft bringt. Und am Ende soll sich
keiner von uns benutzt fühlen.«
Benutzt war ein
schreckliches Wort.
Ich biss mir auf
die Lippe, denn ein schmerzvoller Gedanke nahm in meinem Kopf Gestalt an. Starr
blickte ich auf die Planken, damit Jaque nicht bemerkte, wie nahe ich den
Tränen war. Den Rest an Beherrschung, der mir geblieben war, legte ich in die
Festigkeit meiner Stimme. »Es gibt eine Frau in deinem Leben«, stellte ich
leise fest.
Jaque schloss mich
in die Arme. »Ja, die gibt es«, drang seine Antwort bohrend wie eine
Speerspitze in mein Herz.
Wie konnte ich nur
so naiv sein und annehmen, dass ein Mann wie er ungebunden war? Instinktiv
wollte ich mich von ihm lösen, doch er hielt mich fest, während er unbeirrt
weitersprach: »Sie ist burschikos, blond und ich halte sie in meinen Armen.«
Ich brauchte einen
Moment, um zu begreifen, dass er mich meinte. Erleichtert
schmiegte ich mich an ihn. »Lass sie bitte nie wieder los«, flüsterte ich.
»Auch auf die
Gefahr hin, dass du mich für unromantisch hältst, genau das werde ich jetzt
tun, denn ich bin hundemüde«, entgegnete er. »Heute war ein anstrengender Tag
und ich brauche dringend ein paar Stunden Ruhe. Angenehme Träume, Gwen«, sagte
er, küsste mich auf die Wange und steuerte auf die lange Polsterbank zu. Auf
dem Weg zu seiner Schlafstatt löschte er die Lampen.
Ich
schlüpfte eilig ins Bett, bevor ich im Dunkeln stand.